Wir wissen, dass warme Farben, aber auch dunkle Farben, die Tendenz
haben, sich in den Vordergrund zu bewegen, dass kalte Farben und hell
Farben sich eher in den Hintergrund des Bildraums bewegen. Das sind ganz normale Vorgänge in der Verarbeitung visueller Reize durch das Gehirn.
Lisa Seipel nutzt diese Farbwirkung virtuos bei der Gestaltung ihrer Bilder. Damit und mit den Überlagerungen der verschiedenen Arbeits-schritte erzielt
sie die Vielschichtigkeit ihrer Bilder.
Manche Bilder erinnern an Geschichten, die uns alte Häuserwände erzählen,
manche an bizarre Strukturen der Natur.
Lisa Seipels Bilder sind auf eine merkwürdige Art gegenständlich, ohne
gegenständlich zu sein. Man glaubt auf den ersten flüchtigen Blick mit etwas
Vertrautem konfrontiert zu werden, kann es beim zweiten Blick dann aber
nicht finden. Trotzdem ahnt man Bekanntes hinter den zeichenartigen
Bildelementen. Und schon beginnt das beim Betrachter, was die Malerin
schon hinter sich gebracht hat, die Befragung, der Dialog mit dem Bild.
Das Beste, was einem Bild passieren kann, ist, dass man ihm Fragen stellt.
Denn dann hat es uns erreicht. Was nicht heisst, dass alle Fragen
beantwortet werden müssen. Jeder hat schliesslich seine Geheimnisse.
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